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Mächtige Männer und prägende Persönlichkeiten in der Geschichte Sachsens

  • Coselpalais
  • 19. Aug.
  • 7 Min. Lesezeit

Sachsen hat über die Jahrhunderte hinweg eine Vielzahl bedeutender Herrscher hervorgebracht; allen voran seine Kurfürsten. Diese Fürsten spielten nicht nur eine zentrale Rolle im Heiligen Römischen Reich, sondern prägten auch die Politik, Religion und Kultur Mitteleuropas nachhaltig. Besonders folgende Persönlichkeiten ragen dabei heraus: Moritz von Sachsen, der „Politiker auf dem Schlachtfeld“, und August der Starke, der „barocke Bauherr und König von Polen“. Doch auch der Graf von Brühl und Friedrich der Weise trugen dazu bei, dass Sachsen sich als bedeutendes Herrscherreich in Europa behaupten konnte. Wer waren sie, und was macht sie bis heute so bedeutsam?




Kurfürst Moritz von Sachsen gemalt von Lucas Cranach dem Jüngeren
Kurfürst Moritz von Sachsen, Künstler: Lucas Cranach der Jüngere, 1578, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Moritz von Sachsen (1521–1553) – Der taktisch kluge Machtpolitiker


Moritz von Sachsen entstammte der albertinischen Linie der Wettiner und wurde 1541 Kurfürst von Sachsen. Seine Zeit war geprägt von den religiösen Spannungen der Reformation. Anders als sein Vorgänger Johann Friedrich, ein glühender Lutheraner, verfolgte Moritz einen pragmatischeren Kurs.


Sein größter politischer Schachzug:


Zunächst kämpfte Moritz 1546 auf der Seite Kaiser Karls V. gegen den protestantischen Schmalkaldischen Bund – dem auch sein Vetter Johann Friedrich angehörte. Dafür wurde er vom Kaiser 1547 zum Kurfürsten von Sachsen erhoben. Ein klarer Bruch mit der bisherigen, ernestinischen Linie. Doch Moritz war nicht auf Dauer ein Diener des Kaisers: Nur wenige Jahre später wandte er sich gegen Karl V., um die Religionsfreiheit der Protestanten zu sichern.


Sein Vermächtnis:


Moritz starb 1553 an den Folgen einer Kriegsverletzung, aber sein politisches Kalkül hatte großen Einfluss: Er trug entscheidend dazu bei, dass der Augsburger Religionsfrieden 1555 zustande kam – ein Grundstein für das konfessionelle Nebeneinander im Reich.




August der Starke Kurfürst von Sachsen und König von Polen gemalt von Louis Silvestre
Kurfürst August der Starke von Sachsen und König von Polen, Künstler: Louis de Silvestre, 1720, Nationalmuseum Stockholm

August der Starke (1670–1733) – Glanz, Macht und politischer Ehrgeiz


Kaum ein Kurfürst ist heute so bekannt wie Friedrich August I., besser bekannt als August der Starke. Er regierte Sachsen ab 1694 und war zugleich König von Polen und Großfürst von Litauen – ein ehrgeiziges Projekt, das ihn weit über die Grenzen Sachsens hinaus bekannt machte.

August war bekannt für seine körperliche Stärke (angeblich konnte er Hufeisen mit bloßen Händen verbiegen), seine zahlreichen Affären und seine unzähligen Nachkommen. Er verkörperte das Ideal eines absolutistischen Herrschers mit Hang zur Prachtentfaltung.


Macht durch Pracht:


Augusts Herrschaft war geprägt von einer nie dagewesenen Kultur- und Bauoffensive. Unter seiner Ägide wurde Dresden zur Barockmetropole ausgebaut. Zu seinen berühmtesten Projekten zählen:


  • Der Zwinger, ein prachtvoller Festbau und Ort höfischer Feste

  • Die Frauenkirche (später vollendet), Symbol für Dresdens Glanz

  • Die Förderung der Meissener Porzellanmanufaktur, wo erstmals europäisches Porzellan produziert wurde

  • Der Ausbau des Residenzschlosses und der Bau von Lustschlössern wie Moritzburg


Seine Sammelleidenschaft legte auch den Grundstein für weltberühmte Museen wie das Grüne Gewölbe.


Politisch umstritten:


Sein Griff nach der polnischen Krone war teuer; für ihn persönlich wie für Sachsen. Um König von Polen zu werden, trat er zum Katholizismus über, obwohl Sachsen mehrheitlich protestantisch war. Auch seine außenpolitischen Abenteuer (z. B. der Große Nordische Krieg) forderten hohe Tribute, belasteten die Staatskasse und führten zu Krisen.


Ein Hof voller Lust – und Lasten


August war nicht nur für seine Bauwut bekannt, sondern auch für seinen ausschweifenden Lebensstil. Er galt als Lebemann, vergnügungssüchtig, mit zahllosen Mätressen – darunter die berühmte Gräfin Cosel – und über 300 angeblichen Kindern. Der sächsische Hof unter August war einer der prunkvollsten Europas, aber auch kostenintensiv in seiner Unterhaltung.

Diese Luxuspolitik hatte Folgen: Die Staatskassen waren leer, viele Bürger litten unter der hohen Steuerlast, und außenpolitisch geriet Sachsen durch Kriege (wie den Großen Nordischen Krieg) zunehmend in Bedrängnis.


Sein Erbe


August der Starke starb 1733 in Warschau. Sein Sohn, Friedrich August II., trat sein Erbe an, konnte aber kaum an die Strahlkraft seines Vaters anknüpfen. Heute wird August mit gemischten Gefühlen betrachtet: Als genialer Bauherr und Kunstmäzen, aber auch als Symbol für Verschwendung und politischen Größenwahn.

Dennoch: Ohne ihn wäre Dresden heute nicht das barocke Juwel, das Besucher aus aller Welt anzieht.


August der Starke war mehr als nur ein König und Kurfürst: er war ein Phänomen. Ein Mann, der Sachsen für immer verändert hat. Sein Name steht für den Höhepunkt barocker Machtentfaltung sowie für die Ambivalenz zwischen Ruhm und Ruin. Wer Dresden besucht, begegnet ihm auf Schritt und Tritt und stellt fest: Seine Strahlkraft ist unvergänglich.




Heinrich Graf von Brühl
Heinrich Graf von Brühl, Premierminister August des Starken, Künstler: Jean-Joseph Balechou, 1750

Graf Heinrich von Brühl – Glanz, Einfluss und der Fall eines Favoriten (1700 - 1763)


Wenn man an den Glanz des sächsischen Hofes im 18. Jahrhundert denkt, fällt neben August dem Starken ein Name besonders häufig: Heinrich von Brühl. Kaum ein anderer Staatsmann hatte so viel Macht und so viele Feinde. Vom einfachen Edelmann zum mächtigsten Minister Sachsens und Polens: Die Karriere von Brühl ist eine Geschichte von Aufstieg, Prunk und einem dramatischen Niedergang.





Vom Page zum Premierminister


Heinrich von Brühl wurde 1700 in Weißenfels geboren, also mitten im sächsischen Kernland. Ursprünglich aus relativ bescheidenem Adel stammend, begann seine Laufbahn am Hof als Page Augusts des Starken – doch sein Aufstieg war beispiellos.


Durch Intelligenz, Charme und diplomatisches Geschick wurde er rasch zum Vertrauten des Kronprinzen Friedrich August, dem späteren August III. Als dieser 1733 König von Polen wurde, begann Brühls eigentlicher Aufstieg: Er wurde zum einflussreichsten Minister und übernahm praktisch die Regierungsgeschäfte Sachsens.


Der Mann hinter dem Thron


Brühl war Premierminister, Finanzchef, Hofmarschall, Außenpolitiker –

kurz: Alles lief über seinen Schreibtisch. August III., eher an Musik und Kunst interessiert als an Regierung, überließ Brühl weitgehend die Macht. Der Minister baute ein Netzwerk von Günstlingen auf, förderte die höfische Kultur und lebte selbst in verschwenderischem Luxus.


Schlossanlagen, Seidenstoffe, Porzellan, Pferde, Opernaufführungen: Brühl war ein Genie der Selbstdarstellung und Repräsentation. In Dresden ließ er sich ein prächtiges Stadtpalais errichten (das heutige Brühlsche Palais) und gründete die berühmte Brühlsche Terrasse, die später als „Balkon Europas“ bekannt wurde.


Ruhm und Kritik


Zeitgenossen wie Voltaire lobten Brühls Geschmack und Bildung, kritisierten aber auch seine Verschwendungssucht. Der sächsische Staatshaushalt litt unter seiner aufwändigen Hofhaltung – und unter außenpolitischen Fehleinschätzungen.


Besonders schwer wogen seine Entscheidungen im Siebenjährigen Krieg (1756–1763): Brühl unterschätzte Preußen und Friedrich den Großen. Sachsen wurde von preußischen Truppen besetzt, die Armee kapitulierte, und Brühl musste nach Warschau fliehen.


Der tiefe Fall


Nach dem preußischen Einmarsch war Brühl politisch erledigt. Er verlor sein Amt, seinen Einfluss – und auch einen großen Teil seines Vermögens. Er starb 1763, im selben Jahr wie sein König August III.

Mit Brühls Tod endete eine Ära des höfischen Glanzes in Sachsen – und viele seiner einst bewunderten Prachtbauten verfielen oder wurden geplündert.


Heinrich von Brühl war vieles zugleich: ein Förderer der Künste, ein kluger Stratege, ein Meister der Inszenierung, aber auch ein Politiker, der sich in seiner eigenen Größe verlor. Er steht sinnbildlich für eine Zeit, in der Macht und Pracht Hand in Hand gingen – oft auf Kosten der Vernunft.




Kurfürst Friedrich von Sachsen gemalt von Lucas Cranach dem Älteren
Kurfürst Friedrich III von Sachsen, genannt Friedrich der Weise, Künstler: Lucas Cranach d. Ä., 1532, historisches Museum Regensburg

Friedrich der Weise – Der stille Held der Reformation (1463 - 1525)


In der Geschichte Sachsens gibt es viele mächtige Fürsten, doch nur wenige haben so nachhaltig die Welt verändert wie Kurfürst Friedrich III. von Sachsen, besser bekannt als Friedrich der Weise. Dabei war er kein Revolutionär, kein Feldherr und auch kein charismatischer Selbstdarsteller, sondern ein vorsichtiger, kluger und tiefgläubiger Landesvater, der an der Schwelle zur Neuzeit eine Schlüsselrolle spielte: Ohne ihn hätte es die Reformation womöglich nie gegeben.







Wer war Friedrich der Weise?


Friedrich III. wurde 1463 in Torgau geboren und entstammte der ernestinischen Linie des Hauses Wettin. 1486 wurde er Kurfürst von Sachsen, ein Amt mit großer politischer Bedeutung, denn als Kurfürst durfte er den römisch-deutschen König mitbestimmen.

Friedrich regierte bis zu seinem Tod 1525 und war in dieser Zeit eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Heiligen Römischen Reich. Doch im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen agierte er nicht durch Gewalt oder Machtdemonstration, sondern durch Klugheit, Gerechtigkeitssinn und strategische Zurückhaltung.


Gründer der Universität Wittenberg


1496 gründete Friedrich gemeinsam mit seinem Bruder die Universität Wittenberg, die später zur Geburtsstätte der Reformation wurde. Ziel war es ursprünglich, das geistige Niveau im eigenen Land zu heben und gut ausgebildete Theologen und Juristen hervorzubringen.

Ein gewisser Martin Luther, ein Augustinermönch aus Eisleben, wurde dort 1512 zum Professor berufen; ein Schritt, der weltgeschichtliche Folgen hatte.


Der Schutzpatron Martin Luthers


Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, spielte eine Schlüsselrolle beim Schutz Martin Luthers, obwohl er selbst nie öffentlich für dessen Theologie eintrat und Luther persönlich niemals begegnete. Seine Unterstützung beruhte nicht auf religiösem Eifer, sondern auf einer Kombination aus politischem Kalkül, rechtlichem Verantwortungsbewusstsein und wachsender Kritik am Zustand der römischen Kirche.


Nach dem Reichstag zu Worms 1521, bei dem Luther sich weigerte, seine Lehren zu widerrufen, wurde er durch die Reichsacht für vogelfrei erklärt – rechtlich schutzlos und potenziell in Lebensgefahr. Friedrich setzte sich dafür ein, dass Luther ein faires Verfahren zustehe. Ein Recht, das als kurfürstliches Privileg zu verstehen war. Als Reaktion auf das Wormser Edikt ließ er Luther zum Schein „entführen“ und auf die Wartburg bringen, wo dieser sich unter dem Namen „Junker Jörg“ versteckt hielt und das Neue Testament ins Deutsche übersetzte.


Ein weiterer Beweggrund Friedrichs war seine wachsende Kritik am geldgierigen Papsttum. Er lehnte es ab, weiterhin Ablassgelder nach Rom zu senden, und war zunehmend angewidert von den wirtschaftlichen und politischen Praktiken der Kurie. Auch deshalb stellte er sich – ohne offen zu opponieren – gegen päpstliche Ansprüche auf sein Territorium und schützte Luther indirekt als Symbol dieser Haltung.


Obwohl Friedrich Luther nie persönlich empfing, trug sein vorsichtiger, aber entschlossener Einsatz entscheidend dazu bei, dass die Reformation überhaupt überlebte.


Der „weise“ Kurfürst


Friedrichs Beiname „der Weise“ war kein leerer Titel. Er war bekannt für seine Gerechtigkeit, seine diplomatische Kunst und seine Fähigkeit, Konflikte nicht zu schüren, sondern zu deeskalieren. Auch gegenüber der Kirche ging er kritisch, aber maßvoll vor: Zwar sammelte er über 19.000 Reliquien, doch zunehmend begann er, die Missstände im katholischen System zu hinterfragen.

Bis zu seinem Tod blieb er persönlich katholisch, doch er duldete die Ausbreitung reformatorischer Ideen in seinem Herrschaftsgebiet – und stellte sich damit gegen Rom, gegen Karl V., aber nicht offen gegen den Glauben.


Friedrich der Weise war kein Reformator, aber ein Ermöglicher der Reformation. Er steht für eine Politik der Vernunft, der Gewissensfreiheit und der klugen Zurückhaltung – eine Haltung, die gerade in unruhigen Zeiten ein Vorbild sein kann.

Sein Grab liegt in der Schlosskirche zu Wittenberg, nur wenige Meter von der Tür entfernt, an der Luther 1517 seine 95 Thesen anschlug. Somit schließt sich dieser historische Kreis auch über dessen Tod hinaus.

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